von Neela Janssen
Es sei bedauernswert, so liest man häufig, dass Walter Benjamins Passagen-Werk unvollendet geblieben sei. Es erschließt sich nicht als abgeschlossene, lineare Einheit und auch kein Text Benjamins scheint das Passagen-Werk in seiner Gesamtheit zu reflektieren. Von ihm selbst nie für eine Buchausgabe fertiggestellt, existiert dennoch seit 1982 eine Buchausgabe, die Benjamins Arbeit in eine Reihenfolge und Sortierung gebracht hat, die uns einen so wichtigen wie fruchtbaren Zugang zu seinem Werk verschafft: Mit einer ausufernden Sammlung von Zitaten als Schnipsel, Auszüge und Beobachtungen aus und über das Paris des 19. Jahrhunderts und Versuchen ihrer Kommentierung und Verlinkung experimentierte Benjamin mit neuen Formen der Annäherung an Geschichte und Geschichtsschreibung.
Die Künstlerin Patrizia Bach hat im 21. Jahrhundert nochmals einen neuen Blick auf Benjamins Sammlung entwickelt; einen Blick, der abseits der Buchausgabe nicht nach Linearität und Abgeschlossenheit sucht, sondern das Passagen-Werk als dynamisches Objekt in den Fokus nimmt. In den Worten der Künstlerin als „Text-Kreier-Maschine“. Im Anschluss an die Überlegungen zu Theorietischen Objekten, die im Rahmen der Ringvorlesung Schrift - Bild - Sound im Sommersemester 2018 am Institut für Kulturwissenschaft angestellt wurden, und
im Gespräch mit Patrizia Bach begibt sich der Audiobeitrag von Neela Janssen auf eine Spurensuche nach Benjamins Passagen-Werk als dynamisches Objekt, das gerade nicht als chronologisch geordneter Text gelesen werden will.
Großer Dank gilt an dieser Stelle Patrizia Bach für ihre Bereitschaft, ein Gespräch über ihre Arbeit zu führen und Johann Gartlinger für das Einsprechen der Zitate aus dem Passagen-Werk und die musikalische Untermalung. Auf der Webseite http://benjamin-passagen.de lädt Patrizia Bach außerdem zu eigenen Erkundungen das Passagen-Werkes ein.