Anette Hoffmann – Ins koloniale Archiv hören. Die Tonaufnahmen mit afrikanischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges im Berliner Lautarchiv

Historische Tonarchive enthalten klingende Überreste kolonialer Wissensproduktion. Deren Übersetzung legt Mitteilungen frei, die bis dahin im (Berliner) Archiv verstummt waren. Das Nachhören bringt Versuche des Kommunizierens, Wissenspraktiken, performative Stimmen, und die Modellierung durch die Aufnahmetechniken zutage. Die Vorlesung untersucht einige spezifische Aspekte akustischer Sammlungen am Beispiel der Aufnahmen mit Abdulaye Niang (1917).  

Dr. Anette Hoffmann ist Kulturwissenschaftlerin. Sie ist zur Zeit mit dem Forschungsprojekt ‘Listening to the Archive. Historical Voice Recordings as Sources for Historiographies of the Colonial Period’ das von der Volkswagenstiftung gefördert wird, am Institut für Kulturwissenschaft der HU angebunden.

 

Hoffmann untersucht seit einigen Jahren akustische Sammlungen, die entweder in Europa oder in den ehemals kolonialisierten Gebieten gemacht wurden, im Bezug auf ihre Produktions- und Archivgeschichte(n), zu Genres und Inhalten, sowie im Zusammenhang mit korrespondierendem Text- und Bildmaterial. Zur Zeit arbeitet sie zu Tonaufnahmen mit afrikanischen Kriegsgefangenen, die während des Ersten Weltkrieges (zumeist) von deutschen Linguisten in Gefangenenlagern produziert wurden, zu den Aufnahmen des Anthropologen Rudolf Pöch (1908) und zu den Aufnahmen von Ernst Dammann (1954).