Die Position Paul Klees ist nicht leicht zu bestimmen – er ist nicht nur keiner der dominierenden Hauptströmungen in der Geschichte der Malerei der Klassischen Moderne zuzuordnen, sondern auch in seiner Bildsprache selbst schwer zu kategorisieren. Im Vortrag soll Klee gleichsam aus einer Außenperspektive betrachtet werden, als ein Künstler nämlich, der auf spezifische Weise Fragestellungen der „Liquid Modernity“ (Zygmunt Bauman) durcharbeitet. Dabei sollen zwei Ebenen unterschieden werden: zunächst sollen Affinitäten zu zeitgenössischen Positionen in Kunst und Wissenschaft zur Sprache kommen und weiter das Geflecht von Kommunikationen, in dem er sich selbst bewegte. Gibt es hier „Parallelaktionen“? Wie fließen heterogene Anregungen in seine künstlerische Produktion ein? Die zweite Ebene ist die Rezeptionsgeschichte, die durch ein sehr spezifisches Merkmal charakterisiert ist: Künstler und Autoren aus ganz verschiedenen Disziplinen beziehen sich mit immer neuen Fragestellungen auf Klee. Konkret sind dies u. a. Philosophen und Ästhetiker, aber auch Komponisten und Architekten von Mies van der Rohe bis Toyo Ito, die Klees Werk in Hinsicht auf je eigene Thematiken reflektieren. Sein Werk erscheint so bis in die Gegenwart hinein als anschlussfähig.
CHRISTOPH ASENDORF, geb. 1955, ist seit 1996 Professor für Kunst und Kunsttheorie an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Im WS 2004/05 Visiting Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien. 2008 Verleihung der Martin Warnke-Medaille zusammen mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung. 2009-2010 Senior Fellow am IKKM (Internationales Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie an der Bauhaus-Universität Weimar). 2015 Prix de l'Aéro-Club de France (Commission Histoire, Arts et Lettres) für das Buch: Super Constellation - L'influence de l'aéronautique sur les arts et la culture.
Bücher (Auswahl): Ströme und Strahlen - Das langsame Verschwinden der Materie um 1900, Gießen 1989. Entgrenzung und Allgegenwart. Die Moderne und das Problem der Distanz, München 2005. Planetarische Perspektiven – Raumbilder im Zeitalter der frühen Globalisierung, Paderborn 2017.