Die Filmemacherin Claire Denis hat ausgehend von einem Text des Philosophen Jean-Luc Nancy den Film »L’intrus« gedreht. Nancy berichtet in dem gleichnamigen Essay über sich selbst: von seiner Herz-Transplantation, vom Eindringen eines fremden Organs in seinen Körper, das ihn für die Alterität des scheinbar Eigenen sensibilisiert. Denis dringt in dieses Innere filmisch ein und erzählt von einem Mann, der sich kranken Herzens, von sich selbst entfremdet, auf eine Reise begibt, Grenzen passiert und selbst zum Eindringling wird. Der Film erfindet Bilder und Narrative, die den Text kommentieren, ihn anderes sagen lassen, Implizites hervorholen und ihn filmisch interpretieren.
Der Vortrag will ausgehend von dem Gebrauch, den Denis von Nancys Text macht, nachzeichnen, inwiefern der Film weniger ein theoretisches Objekt als ein theoretisches Subjekt ist und wie sich bei Denis ein filmisches Denken des Fleisches abzeichnet, das Nancys philosophisches Körper-Konzept korrigiert.
KATHRIN BUSCH ist Professorin an der Universität der Künste Berlin. Sie studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften an der Universität Hamburg und wurde mit einer Arbeit zu Jacques Derrida an der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Von 2002 bis 2009 war sie Juniorprofessorin für Kulturtheorie an der Universität Lüneburg, anschließend lehrte sie bis 2010 an der Merz Akademie in Stuttgart. An der UdK ist sie u.a. Mitglied im Leitungsteam des DFG-Graduiertenkollegs „Das Wissen der Künste“, außerdem ist sie Präsidiumsmitglied der ngbk. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören neben der französischen Gegenwartsphilosophie und Ästhetik auch Theorien künstlerischer Wissensbildung.